von Arthur am 04. Oktober, 2011

Auf den Großglockner über den Stüdlgrat

Wir haben am Wochenende noch das absolut geniale Herbstwetter genutzt und sind über den Stüdlgrat auf den Großglockner geklettert. Schon mal vorab, eine absolut geniale Hochtour in einer wunderschönen Umgebung. Hier nun der Tourenbericht, falls euch der Aufstieg auch mal reitzt.

Wir fahren am Samstag um 11 Uhr entspannt und ausgeschlafen los in Richtung Nationalpark Hohe Tauern. Der Aufstieg zur Stüdlhütte ist mit 2,5 Stunden relativ kurz und so kann man sich auch erlauben, am Zustiegstag etwas länger im Bett zu bleiben. Am Parkplatz des Lucknerhauses lassen wir unser Auto stehen und machen uns auf den Weg richtig Basecamp, der Stüdlhütte.

Zustieg Stüdlhütte

Zustieg Stüdlhütte

Nach einem guten Abendessen, es gibt auf der Stüdlhütte übrigens Buffetessen, machen wir uns ins Bett, um am Morgen entsprechend ausgeschlafen und fit zu sein. Der Wecker klingelt um 5 Uhr. Auf ein Frühstück verzichten wir, da wir nicht als letzte in die Tour einstiegen wollen. Zudem gibt es ja den bekannten Frühstücksplatz in der Tour, den wir dann auch dafür nutzen möchten. Wir machen uns auf den Weg Richtung Gletscher. Der Gletscher ist im Herbst ziemlich spaltig, weshalb wir natürlich auch anseilen. Oft wird über den Gletscher auch ohne Seil gelaufen, was wir nicht verstehen können. Der Weg führt uns teilweise an riesigen Spalten vorbei. An der Luisenscharte geht es dann los. Es gibt zwei Einstiegsmöglichkeiten. Die einfachere ist etwas weiter oben, die wir dann auch wählen. Am Anfang geht es über Blockgelände im I. und II. Gelände stetig nach oben in Richtung Grat. Die Kletterei ist nicht schwer, dennoch sollte man aufpassen. Es liegt teilweise noch Schnee und einige Stellen sind auch vereist. Zudem liegt teilweise auch Schutt auf den Felsen, so das präzises Treten wichtig ist.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Einstieg Stüdlgrat

Einstieg Stüdlgrat

leichte Blockkletterei am Einstieg

leichte Blockkletterei am Einstieg

Stetig geht es nun am Grat bzw. links davon nach oben. Es ist unten schon eine teils traumhafte und einfache Kletterei. Für jemanden der regelmäßg klettern geht, ist es reiner Genuss. Wir gehen am laufenden Seil und sichern gelegenltich, wenn es nötig ist. An den entsprechenden Stellen findet man sehr oft auch einen Bohrhaken, in den wir dann  eine Exe einhängen. Der Hintermann nimmt diese dann wieder mit und man tauscht nach einer gewissen Zeit wieder das Material. So kommen wir schnell voran und erreichen nach kurzer Zeit auch den Frühstücksplatz auf 3550m. Nach einem guten Frühstück geht es weiter mit der ersten Schlüsselstelle. Diese befindet sich direkt über dem Frühstücksplatz und ist eine Art Rissverschneidung. Diese Stelle wurde durch Stangen und ein Seil im oberen Stück entschärft. Dies macht es sehr einfach, dennoch hängen wir die eine oder andere Exe mal ein. Im Anschluss wird das Gelände steiler und etwas anspruchsvoller. Aber auch hier findet man immer wieder Bohrhaken, die ein Sichern entsprechend vereinfachen. Die schweren Stellen sind oft mit Stahlseilen und Stangen entschärft. Teilweise ist es etwas schade, da man die Tour auch ohne oder mit weniger dieser ganzen Hilfen hätte machen können. Die Kletterei ist dennoch fantastisch, es geht stetig am Grat entlang nach oben.

erste Schlüsselstelle

erste Schlüsselstelle

steile Kletterei im II. Grad

steile Kletterei im II. Grad

Stahlseile an den schweren Stellen

Stahlseile an den schweren Stellen

teils verschneit und ausgesetzt

teils verschneit und ausgesetzt

Nach einigen Klettermetern im besten Fels erreicht wir die Schlüsselplatte. Diese hat kein Stahlseil aber dafür drei Bohrhaken und einen Stand. So ist es problemlos möglich über die Stelle zu sichern. Mit einer guten Piaztechnik ist die Platte eigentlich gar nicht so schwer. Die Ausgesetztheit und auch die dicken Bergschuhe machen sie aber zu einer interessanten Aufgabe.

Kletterei im besten Fels

Kletterei im besten Fels

Standplatz Schlüsselplatte

Standplatz Schlüsselplatte

Schlüsselplatte

Schlüsselplatte

Nach der Schlüsselplatte geht dann weiter in bestem Fels empor zum Gipfel. Teilweise sind die Stellen wieder mit Stahlseilen und Stangen gesichert. Am Gipfel ist man leider nur sehr selten alleine, besonders an so einem schönen Herbstwochenende. Der Andrang auf den höhsten Punkt Österreichs war auch an diesem Wochenende enorm. Somit mußten wir uns den Gipfel mit den zahlreichen anderen Aspiranten teilen.

etwas ausgesetzt

etwas ausgesetzt

Gipfelkreuz

Gipfelkreuz

bester Rundumblick vom Gipfel

bester Rundumblick vom Gipfel

Nach einer kurzen Rast auf dem Gipfel machten wir uns an den schwersten Teil der Tour, den Abstieg. Dabei stellt die sogenannte Glocknerscharte ein Nadelöhr dar, da sowohl die Aufsteiger über den Normalweg als auch die Absteiger durch diese Stelle müssen. Das Abklettern vom Großglockner in die Scharte ist nicht so leicht und sehr ausgesetzt. Wenn einem die nötige Sicherheit und Erfahrung fehlt, kann man hier schnell in Panik geraten. Leider fehlte bei unserem Abstieg auch einigen Kanditaten die nötige Erfahrung, weshalb es dort mal wieder einen richtigen Stau gab. Trotz Stangen und Sicherungspunkten kamen einige Gipfelaspiranten nur schwer mit dem Gelände zurecht und brauchten ewig für den Aufstieg. Nach einiger Zeit waren wir so genervt, dass wir den Weg abseits der Stangen wählten und teils an den anderen vorbeikletterten. Am Kleinglockner war das Spektakel dann endlich vorbei, da wir die meisten überholt hatten und keiner mehr hoch kam. Der Abstieg vom Kleinglockner ist noch mal etwas ausgesetzt und erfordert sicheres Abklettern im II. Gelände. Im Anschluss geht es noch eine Schnee- bzw. gelegentlich auch  Eiswand runter, bevor man wieder einigermaßen sicheren Boden unter den Füßen hat.

Stau am Kleinglockner

Stau am Kleinglockner

Abklettern in die Glocknerscharte

Abklettern in die Glocknerscharte

Abstieg vom Kleinglockner

Abstieg vom Kleinglockner

Schnee-Eisflanke vor dem Glocknerleitl

Schnee-Eisflanke vor dem Glocknerleitl

Der Abstieg führt weiter zur Erzherzog Johann Hütte und dann weiter über einen versicherten Steig auf den Gletscher. Der Fels im Steig war teilweise stark vereist, so dass wir über das Stahlseil sehr froh waren. Am Gletscher seilten wir dann wieder an und folgten den Spuren nach unten. Auf der Lucknerhütte gönnten wir uns noch bei bestem Wetter einen Kaiserschmarn und ein Radler, bevor es dann zum Auto und auf die Heimfahrt ging.

Abstieg zur Erzherzog Johann Hütte

Abstieg zur Erzherzog Johann Hütte

versicherter Steig zum Gletscher

versicherter Steig zum Gletscher

der Stüdlgrat

der Stüdlgrat

Fazit: Der Stüdlgrat ist eine fantastische Alternative zum Normalweg auf den Großglockner. Die Schwierigkeiten halten sich, dank zahlreichen Borhaken und Seilversicherungen, in Grenzen. Der Fels ist fest und wirklich gut zu klettern. Es macht einfach nur Spaß dort hoch zu steigen. Allerdings darf man auch hier nicht vergessen, dass es sich um eine alpine Hochtour handelt, die eine entsprechende Erfahrung und auch das nötige Kletterkönnen erfordert. Man klettert hier mit Bergstiefeln und teils mit Steigeisen und nicht mit Kletterpatschen.

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