von Arthur am 28. August, 2011

By Fair Means auf die Dufourspitze

Die Alpinsport-Basis war im August auf Hochtour in der Schweiz. Wir standen u. a. auf dem Tete de Milon, dem Bishorn und zum guten Schluss auf der Dufourspitze. Alles ohne Seilbahn und ohne Hütte, also by fair means. Hier findet ihr die Beschreibung der Tour. Probiert es mal aus, es ist eine einzigartige Erfahrung.

Wir fahren vom Campingplatz in Rande, welcher überigens echt super ist, mit dem Taxi nach Zermatt. Dort treffen wir noch einen Freund, der mit der Bahn angereist ist. Nun geht es von Zermat aus in Richtung Rotenboden und Riffelsee. Hier hinauf führen einige Wanderwege, da der See, aufgrund der Spiegelung des Matterhorns, eine beliebter Touristenattraktion ist.

Zermatt

Zermatt

Riffelsee

Riffelsee

Gleich hinter dem Riffelsee zeigt sich auch schon das überweltigende Monte Rosa Massiv mit der 4635 m hohen Dufourspitze als höchsten Gipfel der Schweiz. Man kommt sich dort vor, als würde man eine andere Welt betreten. Bis zum Riffelsee hat man bereits einige Höhenmeter hinter sich. Allerdings muss man jetzt erstmal am Gornergrat zum Gornergletscher ca. 250 Hm absteigen, bevor es dann wieder aufwärts zur Monte Rose Hütte geht. Der Gletscher kann meist ohne Seil und teils auch ohne Steigeisen überquerrt werden. Der Weg ist mit Markierungen versehen. Wer sich unsicher fühlt, seilt am besten an und zieht auch Steigeisen an. Insgesamt muss man von Zermatt aus ca. 1900 – 2000 Hm bewältigen, bis man am Biwakplatz oberhalb der Monte Rosa Hütte ankommt. Eine gute Ausdauer und genügend Zeit für den Aufstieg sollten deshalb eingeplant werden. Ein Bier auf der Monte Rosa Hütte belohnt dann den Aufstieg. OK, dass passt nicht ganz in den Besteigungssil, musste aber sein:-)!

Abstieg zum Gornergletscher

Abstieg zum Gornergletscher

Wegmarkierungen am Gornergletscher

Wegmarkierungen am Gornergletscher

neue Monte Rosa Hütte

neue Monte Rosa Hütte

Oberhalb der Monte Rose Hütte suchen wir uns einen gemütlichen Biwakplatz, hier gibt es zahlreiche ebene Stellen. Nach kurzem Suchen findet wir einen windgeschützen und ebenen Platz. Zwei weitere Zelte stehen bereits und wir gesellen uns dazu. Den Nachmittag verbringen wir mit aufbau und kochen. Es gibt oben sogar die Möglichkeit Wasser zu holen, so dass man keinen Schnee schmelzen muss. Pefekt!

Biwakplatz oberhalb der Monte Rosa Hütte

Biwakplatz oberhalb der Monte Rosa Hütte

Abendstimmung

Abendstimmung

Es geht früh ins Bett, da wir in der Nacht um 2 Uhr aufstehen müssen. Die Tour auf die Dufourspitze hat 1880 Hm und dauert ca. 10 Stunden. Man sollte den Gletscher bis spätestens 13 Uhr wieder verlassen haben, da danach die Schneebrücken anfangen instabil zu werden. Um 2 Uhr klingelt der Wecker und wir schälen uns aus den Schlafsäcken. Die Nacht war nicht besonders kalt, die Nächte und Tage zuvor waren wesentlich kälter. Laut Aussage des Hüttenwirts hatte es am Tag davor gefühlte -20°C am Gipfel und extrem starken Wind. Am heutigen Morgen sah es aber anders aus und war auch besser vorhergesagt. Ein kurzes Frühstück und schon geht es los. Erstmal über Geröll und einen Felsaufschwung über die untere Platje hoch zum Gletscher. Mit Stirnlampen und bei Dunkelheit ist es gar nicht so einfach den Weg zu finden. Zum Glück sind wir nicht die einzige Seilschaft, die unterwegs ist. Am Gletscher angekommen, geht es gleich richtig zur Sache. Der Gletscher ist in diesem Bereich extrem spaltig und man muss zumindest grob wissen, wo es lang geht. Wir seilen an und betreten den Gletscher. Zahlreiche Spalten sind mit Schneebrücken überzogen, ein komisches Gefühl im Dunkeln. Nach einem kleinen Verhauer kommen wir auf den richtigen Weg und folgen zwei weiteren Seilschaften. Oberhalb des spaltenreichen Teils ist der Gletscher recht kompakt und man kann endlich auch den Spuren folgen, da hier genügend Schnee liegt. Jetzt heißt es erstmal laufen, laufen, laufen. Irgendwann zwischen 5.00 und 6.00 Uhr geht die Sonne auf und bietet uns ein einmaliges Schauspiel aus Farben und einer wunderschönen Landschaft.

Morgenstimmung Dufourspitze

Morgenstimmung Dufourspitze

Aufstieg über Gletscher

Aufstieg über Gletscher

Nach einem endlosen Gletscherzustieg erreichen wir endlich den Gipfelgrat, der über Schnee und Fels zum höchsten Punkt des Monte Rosa Massivs führt. Die Schwierigkeiten am Grat steigern sich langsam aber stetig. Zuerst geht es eine steile aber noch gut zu laufende Steilflanke hinauf, bevor es mit der Kletterei im Blockgelände losgeht. Die Kletterei bewegt sich im I. und II. Schwierigkeitsgrad und wird immer wieder durch Gehgelände unterbrochen. Allerdings ist hier mit Gehgelände keine breits Spur gemeint, sondern meist sehr schmale und ausgesetzte Schneebrücken zwischen den Felsen. Es ist wie Slacklinen, nur mit Steigeisen und ohne Line. Wir laufen alle miteinander verbunden am Seil, so dass wir entsprechend aufpassen müssen, den anderen nicht in einer brenzligen Situation auszubremsen. Das Seil legen wir immer wieder zwischen Felszacken um ein wenig zu sichern. Die Schlüsselstelle des Grates ist eine kurze Steilrinne im Schnee und Fels. Diese wurde allerdings mit einem Seil entschärft. Bevor man aber zum Seil greift und kräftig daran zieht, sollte man sich dieses genau anschauen. Insgesamt waren zwei Stellen am Grat versichert, allerdings war das Seil einmal nicht mehr ganz vertrauenswürdig.

Steilaufschwung am Grat

Steilaufschwung am Grat

Kletterei am Grat

Kletterei am Grat

kurz vor dem Ziel

kurz vor dem Ziel

Nach ziemlich genau 6 Stunden erreichen wir den Gipfel der Dufourspitze und stehen auf 4635 m Höhe. Das Wetter ist traumhaft und die Temperaturen angenehm. So gönnen wir uns eine längere Pause und eine Brotzeit am Gipfel, bevor es dann an den Abstieg geht.

Am Ziel auf 4635m

Am Ziel auf 4635m

Gipfelkreuz

Gipfelkreuz

Blick vom Gipfel aufs Nordend

Blick vom Gipfel aufs Nordend

Der Abstieg erfolgt nicht über den Aufstiegsweg, sondern über eine Art Abseilpiste mit Fixseilen. Hierzu folgt man dem Grat noch einige wenige Meter und überklettert den kurzen Aufschwung. Anschließend sieht man schon das erste Seil zum abklettern. Wir entschlossen uns in der Fünferseilschaft gemeinsam abzuklettern und an den Befestigungspunkten der Taue und zwischendurch immer wieder eine Sicherung zu legen. Insgesamt sind es etwa 5 – 6 Taue, die durch den Abstieg führen. Dies stellte sich allerdings als sehr mühsam dar, da es so nur langsam vorwärts geht und der letzte in der Seilschaft immer noch zusätzlich über eine Prusik sichern muss und das Material mitnehmen. Besser wäre es sicherlich einzeln zu gehen und per Prusik oder gar nicht zu sichern. Die dicken Taue sind sehr gut, so dass man bei sicherem Gehen auch ohne Sicherung abklettern kann. Zudem hatten wir auch noch das Pech, dass einige Gipfelaspiranten (auch ein Bergführer) auf die gute Idee gekommen sind, den Abstiegsweg mit Kunden aufzusteigen. Diese schmissen dann zahlreiche Steine und Eis auf uns und wir mussten an einigen Stelle lange warten, bevor wir weiter absteigen konnten.

Abstieg zur Abseilstelle

Abstieg zur Abseilstelle

an der Abseilstelle

an der Abseilstelle

Wenn man dann im Silbersattel angekommen ist, beginnt erstmal wieder das Laufen im nicht mehr so harten Schnee. Die warmen Temperaturen hatten den Schnee bereits stark aufweichen lassen und wir wußten, dass wir uns mit dem Abstieg beeilen sollten. Unten warteten ja noch zahrleiche Schneebrücken auf uns. Von dem Gedanken das Nordend noch zusätzlich zu besteigen, verabschiedeten wir uns aufgrund der Situation und auch unserer Kraftreserven recht schnell. Der Abstieg über den Gletscher folgt ebenfalls nicht über den Aufstiegsweg, sondern direkt durch den goßen Gletscherbruch des Monte Rosa Gletschers, was sehr beeindruckend ist. Große Seracs und steile Abrüche um einen ringsherum und der Weg mittendrin. Lange sollte man sich in dem Bereich nicht aufhalten, wie das untere Bild zeigt.

nach dem Gletscherbruch

nach dem Gletscherbruch

Weg durch den Gletscherbruch

Weg durch den Gletscherbruch

Nach dieser Passage trifft dann auch der Abstiegsweg recht bald auf die Aufstiegroute. Man folgt einfach den zahlreichen Spuren, bis man wieder unten im spaltigen Teil des Gletscher ankommt. Erst bei Tageslicht zeigt sich, wie spaltig es da unten ist. Man ist in der Früh vielleicht froh, dass man nicht sieht worüber man so läuft. Diese Passage stellt noch mal eine Schlüsselstelle der Tour dar, da es am heutigen Tag sehr warm ist. Mit viel Vorsicht und Respekt überquerrten wir die Passage und haben anschließend endlich wieder festen Boden, also lose Steine, unter den Füßen. Die Steigeisen können wieder runter und der Gurt ab. Auf dem Rückweg füllen wir noch unsere Wasserflaschen auf, bevor wir dann am Biwakplatz nach 10 Stunden ankommen. Nach dem Kochen gönnen wir uns erstmal eine Runde Schlaf, bevor wir dann einen kurzen Abstecher zur Monte Rosa Hütte machten und uns unser wohlverdientes Bier gönnen. Anschließend fallen wir in unsere Schlafsäcke und steigen am nächsten Tag wieder nach Zermatt ab. Eine beeindruckende Tour.

Erholung nach der Tour

Erholung nach der Tour

Das wohlverdiente Bier nach der Tour

Das wohlverdiente Bier nach der Tour

Fazit: Die Hochtour auf die Dufourspitze ist absolut beeindruckend und empfehlenswert. Das Ganze By Fair Means zu machen, erhöht noch mal den Spaß- und Abenteuerfaktor  bei Weitem. Es erfordert aber, dass man in den drei Tagen einige Höhenmeter machen muss. Dafür ist ein langsamer Aufstieg zu Fuß sehr gut für die Aklimatisierung und man ist völlig unabhängig unterwegs. Für den Gipfelaufstieg sollte man, aufgrund der Höhenmeter und er Höhe, gut aklimatisiert und auch entsprechend konditionsstark sein. Zudem ist eine gewisse Schnelligkeit gut, da beim Abstieg noch der spaltige Teil des Monte Rosa Gletscher im unteren Teil überwunden werden muss. Neben den konditionellen Ansprüchen sind auch sicheres Gehen im ausgesetzen Gelände und Klettern bis zum II. Schwierigkeitsgrad Grundvoraussetzung für diese Tour.

Material: Hochtourenausrüstung und Bekleidung, Kocher (z. B. Jetboil Flash), Schlafsack mind. bis TCom: – 5°C (z. B. Mountain Hardwear Lamina 15 oder 0), Alpinzelt (z. B. Ortik Approach oder Jetstream), Isomatte (z. B. Therm-a-rest Prolite).

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