von Franz-Xaver Mayr am 14. Oktober, 2016

Bigwall Klettern am El Capitan – Salathe Wall

(900m 5.9 C2 (5.13b/c)) – El Capitan, Yosemite, Californien

Das Yosemite Valley in Californien wird Jahr für Jahr von Kletterern aus der ganzen Welt besucht. Die gewaltigen Granitwände von El Capitan und Half Dome sind nicht nur ein gutes Postkarten Motiv, sie eignen sich auch bestens zum Klettern. Inzwischen gibt es unzählige Routen, die sich durch die Risssysteme der Granitriesen einen Weg nach oben suchen. Von härtesten Technorouten bis schwere Freikletterrouten ist alles dabei. Eine der bekanntesten und leichteren Routen auf den El Cap ist die Salathe, die ich zusammen mit Flo Herla diesen Herbst kletterte.

Unsere Strategie: Der Vorsteiger führte einige Seillängen hintereinander, bis zum nächsten Wechsel. Während der Nachsteiger zum Stand jumarte und cleante, zog der Vorsteiger den Haulbag nach. Wo für uns möglich, kletterte der Vorsteiger frei. Alle schweren Stellen kletterten wir technisch.

Wie an der Salathe üblich, kletterten auch wir den Freeblast, die ersten zehn Seillängen bis zu den „Heart Ledges“, als Tagestour und seilten über die Fixseile wieder zum Wandfuß ab. Einige Tage später kamen wir zurück, stiegen über die Fixseile bis zu den „Heart Ledges“ auf und kletterten bis zum „El Cap Spire“. Dort verbrachten wir die Nacht. Am nächsten Tag topten wir aus, schliefen am Ausstieg und stiegen am Morgen über den „East Ledges Descent“ ab.

 

Gleich am ersten Tag nach meiner Ankunft kletterten wir am Nachmittag den Freeblast. Der Freeblast sind die ersten zehn Seillängen der Salathe bis zu den „Heart Ledges“, von den Ledges aus kann man über Fixseile wieder an den Wandfuß abseilen. Wer den Freeblast als Tagestour klettert erspart sich nerviges Haulen über flaches Gelände und eine Nacht in der Wand. Gegen halb zwei Nachmittags stiegen wir ein, zu dieser Zeit sind die meisten Kletterer schon unterwegs, wir hatten also freie Bahn in der Tour. Die Kletterei ist schön und abwechslungsreich, bis auf einzelne Stellen kletterten wir alles frei. In Seillänge acht, dem „Half Dollar“, bekommt man einen kleinen Vorgeschmack, was einen in der Salathe erwartet. Chimneys und fiese Rissgrößen. Pünktlich zum Abendessen waren wir wieder zurück im Camp.

Für die nächsten Tage war das Wetter etwas wechselhafter und regnerisch angesagt. Als Training für die Salathe wollten wir noch die Astroman am Washington Column klettern. Wir dachten uns, dass ist bei so einem Wetter die perfekte Tour, da die Wand sehr steil ist und so vielleicht trocken bleibt. Falsch gedacht. Die letzte, etwas geneigte Länge war im leichten Regen eine echte psychische Herausforderung, schmierige Wand- und Plattenkletterei, abgesichert mit fixen Copperheads und einigen schwindligen Camalots.

Nach zwei Tagen unbeständigem Wetter starteten wir schließlich in die Salathe. Um sechs Uhr morgens begannen wir mit dem Aufstieg über die Fixseile, die zu den „Heart Ledges“ führen. Das Gelände ist senkrecht bis leicht geneigt und der Haulbag lässt sich gut nachziehen. Heute wollten wir bis zum „El Cap Spire“ klettern und dort die Nacht verbringen.

Bis zum Spire sind es von den „Heart Ledges“ aus zehn Seillängen, die ersten fünf davon stieg der Flo vor, die letzten fünf ich. Ich war froh dass ich nicht den ersten Teil vorsteigen musste, da dort jede Menge Offrisse sind. Dem Flo schienen die nichts auszumachen, nur seiner Hose, die hatte nach den fünf Längen ziemlich große Löcher an den Knien. In Seillänge achtzehn wartete „The Ear“. Ein überdimensionales Ohr, hinter dem man sich durchzwängen musste. Dort macht es Sinn ohne Helm zu klettern, der verklemmt sich dort nämlich gerne und oft.

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Wir kamen gut voran, da vor uns keine andere Seilschaft war, nur einige Seillängen hinter uns waren noch zwei unterwegs. Am späten Nachmittag erreichten wir den „El Cap Spire“, den wir ganz für uns alleine hatten. Gemütlich fixirten wir noch eine Seillänge, damit wir am nächsten Tag gleich schneller sind und genossen dann die letzten Sonnenstrahlen. Unser Abendessen konnten wir hingegen nicht so gut genießen, vor allem das Dosenfleisch war ein echter Fehlkauf.

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Mit dem ersten Tageslicht wachten wir auf, schnickten noch aus wer mit dem Vorstieg beginnen durfte und kletterten los. Wieder war der Flo zuerst an der Reihe. In Seillänge 24 war im Führer „worst pitch of climb“ vermerkt,  uns jedoch taugte die Länge. Am „Block“ wechselten wir und ich stieg weiter vor. Mit jeder Seillänge die wir höher kamen, wurde es steiler und wir kletterten immer mehr technisch. Die Headwall ist beeindrucken steil. Obwohl man an Rissen klettert, ist hier oft nicht ans Freiklettern zu denken. Nach vielen unangenehmen Hängeständen erreichten wir endlich die „Long Ledges“, die sich gut zum Biwakieren eignen würden. Die Länge nach den „Long Ledges“ hatte es in sich. Nach einigen Metern C2 Gelände folgte eine schmierige Plattenstelle, die sich nicht absichern lässt. Drei Seillängen später stiegen wir mit der untergehenden Sonne aus der Salathe aus. Yeah, geschaft 🙂 !

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Die Nacht verbrachten wir auf dem El Cap. Am nächsten Morgen hatten wir erstmal keinen Stress, wir schliefen gemütlich aus und machten uns dann an den Abstieg. Dafür wählten wir den „East Ledges Descent“, welcher der schnellste Weg nach unten und zum Bier ist. Im Abstieg trafen wir noch eine Klapperschlange, die hatte aber zum Glück schon gefrühstückt und keine Lust mehr auf zwei stinkende Kletterer.

Im Rückblick hatten wir zwei echt lässige Tage in der Wand. Die Offrisse wollen geklettert werden, sonst kann man aber sehr viel technisch klettern, ohne tief in die Techno-Trickkiste greifen zu müssen. Angenehm ist, dass man in der Route kein Portaledge benötigt und damit noch verhältnismäßig leicht unterwegs ist. Der El Cap ist auf jeden Fall nochmal eine Reise wert.

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Fotos: F. Herla & X. Mayr