von Franz-Xaver Mayr am 08. November, 2017

Ogre III Expedition 2017 – Pakistan

Gespannt sitzen wir im Basislager vor unserem Sat Phone und lauschen der Stimme am anderen Ende der Leitung. „Das Wetter soll wieder stabiler werden“, meint Charly Gabel, unser Meteorologe „aber der Sturm in der Höhe bleibt euch“. Diese Chance, unsere wahrscheinlich letzte, wollen wir nochmal nutzen und brechen wieder auf, Richtung Gipfel. Aber jetzt noch einmal von vorne.

Ende August machte ich mich zusammen mit Rainer Treppte und Fritz Miller auf den Weg nach Pakistan um den 6950 Meter hohen Ogre III zu besteigen. Nach unserer Ankunft in Islamabad ging es zügig weiter gen Berge. In Askole, der letzten Ortschaft vor einem endlosen Meer aus Gletschern und Gipfeln, machten Koch Ali, Küchenjunge Musa und Offizier Shakoor unser Team komplett. Am neunten Tag unserer Reise, im Flugzeug, auf Schotterpisten im Jeep und zu Fuß erreichten wir unser Basecamp auf 4400 Metern Höhe.

Wir begannen gleich mit der Akklimatisation und der Arbeit am Berg. Der Ogre III wurde, trotz einiger Besteigungsversuche, erst 2001 von Thomas Huber und Iwan Wolf über den Südpfeiler erstbestiegen. Wir wählten für unseren Aufstieg ebenfalls die Route über den Südpfeiler, eine wunderbare Linie, direkt und steil. Im ersten Teil des Anstieges wollte ein ziemlich spaltiger Gletscherbruch überwunden werden, den wir teils mit Fixseilen versicherten. Am Ende des Spaltenlabyrinths auf 5200 Metern errichteten wir unser erstes Lager.

„Sonniges, stabiles Wetter. Fritz und ich stiegen über die steile Firnrinne Richtung geplantes Lager II auf, das letzte Stück bis zum Sattel wühlten wir durch tiefen Schnee. Rainer blieb im BC zurück, da es ihm nicht so gut ging…“ [Auszug aus dem Expeditionstagebuch]. Lager II errichteten wir relativ exponiert auf 6050 Meter, am Beginn des Pfeilers. Nach einer Nacht in der Höhe stiegen wir zuversichtlich ins Basislager ab, wir waren nun ausreichend akklimatisiert und freuten uns, dass wir am Berg vorankamen.

Unser erster Versuch den Gipfel zu erreichen, endete im Lager II. Das Zelt war vom Sturm und Schneefall der letzten Tage ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden und das Wetter verschlechterte sich wieder deutlich. Zurück im Basislager wussten wir, das die Zeit vor Ort langsam knapp wurde.

Als die nächste Wetterbesserung in Aussicht war machten wir drei uns erneut an den Aufstieg und uns war bewusst, dass dies unsere letzte Chance auf den Gipfel sein wird. Bei Kaiserwetter und einer leichten Brise erreichten wir Lager II und begannen am selben Tag noch damit Fixseile am Pfeiler zu verlegen.

Doch das gute Wetter hielt nicht lange, eine weitere Wetterstörung mit Sturm und leichtem Schneefall näherte sich und machte uns am nächsten Tag das Leben schwer. Am dritten Tag im Lager II bauten wir die Fixseile und das Lager ab und machten uns auf den Weg zurück ins Basislager. Ende. Unser Traum vom Gipfel des Ogre III wurde vom Winde verweht.

In den letzten Tagen glückte Rainer und Fritz noch die Erstbesteigung eines 5800 Meter hohen Gipfels. Ich konnte nicht mit, da ich vom Reizhusten Schmerzen im Brustkorb hatte.

Besonders während der zweiten Hälfte unserer Expedition hatten wir unbeständiges Wetter und viel Sturm in der Höhe und wir wussten, dass zu einer solchen Unternehmung auch immer ein bisschen Glück dazugehört. Trotzdem hatten wir drei eine gute Zeit. Wir verstanden uns gut und sind wieder um eine Erfahrung reicher geworden. Neben unserem Abenteuer am Ogre III, durften wir auch ein großartiges Land und die Menschen dort kennenlernen – und wer hätte das gedacht – Pakistan ist nicht voller Terroristen.

@XariMayr