von Franz-Xaver Mayr am 12. Oktober, 2016

Die Schwarze Wand im Höllental – Nordwestwand

(300m, VIII) – erste Rotpunktbegehung, Wetterstein, Schwarze Wand

August 2016

Gegen Ende der sechziger Jahre wurde die „Nordwestwand“ als erste Route an der Wand, nach Vorarbeiten erstbegangen. Die Erstbegeher verwendeten jede Menge Normalhaken und Stichtbohrhaken und kletterten viele Längen technisch, denn die Wand ist steil und ein durchgehendes Risssystem ist nicht zu finden. Von den Erstbegehern wurde die Route mit VI- und A2 bewertet.

Über die Jahre bekam die Route kaum Wiederholungen und geriet immer mehr in Vergessenheit. Allerdings hörte man die ein oder andere Geschichte über die Wand, über schlechtes Hakenmaterial, alte Holzkeile und das die Route noch nicht frei geklettert wurde. Es gab zwar immer wieder Versuche, doch die Meisten ließen es bald wieder sein.

Im Sommer 2015 wollte ich es dann genauer wissen und schaute mir die Sache zusammen mit dem Maxi einmal an. Die Wand ist sehr steil und wirkt abweisend. Von der Kletterei und der Linie waren wir sofort begeistert. Allerdings waren die Haken wirklich nicht mehr die besten und die Kletterei an den alten Sticht- und Normalhaken abenteuerlich.

An vielen Ständen fand man ein verrostetes Hakendurcheinander vor, dort wollte man nicht mal seinen Rucksack aufhängen. Die alten Haken konnte man teils mit der Hand rausziehen und viele Stichtbohrhaken waren mit einem Hammerschlag aus der Wand gezogen. Nach Absprache bekam ich dass Ok, die Route zu sanieren und so verbrachte ich mit wechselnden Partnern einige Tage in der Wand bis die Route wieder in einem gut kletterbaren Zustand war.

Für mich war es wichtig, die Route nicht kaputt zu Sanieren und ihren Charakter beizubehalten. Wir setzten Bohrhaken an allen Ständen, denn dort steckten schon alte Stichtbohrhaken. Auch in den einzelnen Seillängen bohrten wir neue Haken, allerdings nur dort, wo auch die Erstbegeher Bohrhaken gesetzt haben. Es kamen auch einige neue Normalhaken dazu und viel altes Material wurde entfernt.

Diesen Sommer konnte ich es kaum erwarten, endlich wieder an der Wand loszulegen, doch es ergab sich lange keine gute Gelegenheit dazu, zu kalt, zu nass… . Ende August war es endlich so weit, nach längerem Schönwetter startete ich zusammen mit dem Thomas, der auch bei der Sanierung schon manchmal dabei war einen Versuch. Wie das so ist war die ein oder andere Grifffolge nach so langer Zeit, in der wir nicht mehr an der Wand waren wieder vergessen. Trotzdem lief es gut und wir konnten heute alle Längen im ersten Versuch klettern. Sogar der „Säbelriss“ im oberen Wandteil war komplett trocken und sifte an keiner Stelle. Vom letzten Stand weg kletterten wir über den Grat zum Gipfel.

Bei einem Bier auf der Hütte machten wir uns Gedanken zu den Bewertungen der einzelnen Seillängen. Vielleicht hätten wir weniger Tage für die Sanierung gebraucht, hätte man einfach in regelmäßigen abständen Bohrhaken gesetzt. Allerdings war es für uns sehr wichtig die Arbeit der Erstbegeher zu respektieren und die natürlichen Strukturen der Wand für Sicherungen zu nutzen.

Das Topo findest Du hier: schwarze-wand-topo-officiel-pdf

Fotos: T. Holler & X. Mayr