von Arthur am 21. November, 2011

Weißkugel Ostgrat

Aufgrund der guten Wetterprognose haben wir uns am letzten Wochenende (19./20. November) noch mal auf den Weg gemacht, um eine schöne Hochtour zum Saisonabschluss zu machen. Die Weißkugel stand auf dem Programm, was für diese Jahreszeit eigentlich schon viel zu spät und zu hoch ist. Dennoch waren wir optimistisch und hofften, akzeptable Verhältnisse vorzufinden. Zumal wir uns nicht den Normalweg, sondern den anspruchsvolleren Ostgrat vorgenommen hatten. Mit einer Bewertung von AD- und UIAA III, ein schöne Unternehmung für den Spätherbst.

Nach Ankunft in Kurzras stiegen wir mit Kletter- und Biwakausrüstung in Richtung Teufelsegg auf. Da zu dieser Jahreszeit keine Hütte mehr offen hat, entschieden wir uns für ein gemütliches Biwak unterhalb der Route. So wird der Winterschlafsack mal wieder gebraucht und der Gipfeltag zudem kürzer, was bei den kurzen Tagen durchaus sinnvoll ist. Bereits beim Zustieg lässt uns der knietiefe Schnee kräftig spuren, was uns etwas an der Unternehmung zweifeln lässt. Dennoch steigen wir weiter auf zum Biwakplatz. An der Gipfelstation der Sesselbahn unterhalb des Tefelsegg machen wir es uns gemütlich und holen den Glühwein zum Aufwärmen raus.

Biwak an der Bergstation des Skilifts

Biwak an der Bergstation des Skilifts

Nach einer kühlen Nacht bei -7°C machen wir uns schnell auf den Weg, damit die Knochen und auch die Schuhe schnell warm werden. Der Zustieg zum Weißkogel führt uns anfangs über Schnee, dann über Geröll und anschließend über den Ostgrat der inneren Quellspitze auf den Hintereisferner. Bereits am Zustiegsgrat zeigt sich, dass die Tour lang und anspruchsvoll wird. Die ersten Kletterstellen kommen und man läuft erstmal über längere Zeit den Grat in Richtung innere Quellspitze. Sicheres Treten ist bereits hier gefragt.

Zustieg zur Weißkugel

Zustieg zur Weißkugel

Bereits vom Grat aus ist das Tagesziel zu sehen, die Weißkugel strahlt bei bestem Wetter. Der Ostgrat in der Mitte.

erster Blick auf die Weißkugel

erster Blick auf die Weißkugel

Grat innere Quellspitze

Grat innere Quellspitze

einfache Kletterei am Grat der inneren Quellspitze

einfache Kletterei am Grat der inneren Quellspitze

Im Verlauf des Grates steigt man auf den Hintereisferner ab und folgt dem Grat weiter bis zur Gabelung Ostgrat/Normalweg. Da wir uns für den Ostgrat entschieden haben, heißt es für uns nun den Gletscher zum Ostgrat zu queren. Die Spalten sind bereits vom Schnee verdeckt, so dass wir am Seil mit größeren Abständen und Knoten laufen. Die Mengen an Schnee haben wir tatsächlich etwas unterschätzt und so spuren wir kräftig im teils kniehohen Schnee. Das strengt ziemlich an und geht auf die Ausdauer. Wir müssen uns zudem beeilen, da wir den Gipfel bis 13 Uhr erreichen wollen, um nicht in die Dunkelheit zu kommen. Am Einstieg zum Ostgrat machen wir eine kurze Trinkpause und klettern gleich wieder los. Was uns als erstes auffällt, der Grat ist ein einziger Bruchhaufen. Auf den ersten Metern kann man fast nichts wirklich anfassen oder gar festhalten. Hier heißt es gut stehen und steigen. Zum Glück liegt einiges an Schnee, der das ganze etwas zusammen hält.

Einstieg Ostgrat

Einstieg Ostgrat

Im Verlauf des Grates nimmt die Steilheit und auch die Schwierigkeit zu. Allerdings wird der Zustand vom Fels nicht gerade besser. Das Gelände weist selten festen Fels auf, meistens ist es brüchig. Auch hier sind wir teils sehr froh über den Schnee, der die Steine zusammen hält und zudem auch das antreten erleichtert. Wir haben inzwischen die Steigeisen angezogen, was das Klettern in dem Gelände sichtlich erleichtert. Nach einiger Zeit finden wir auch tatsächlich einen gebohrten Stand, der an der Stelle aber eigentlich für uns keinen Sinn macht. Er ist wahrscheinlich zum Abseilen gedacht. Wir sichern den gesamten Grat am laufenden Seil selber und klettern simultan. Dies ist auch sehr gut möglich. Umso höher wir kommen, desto anspuchsvoller und schwerer wird das Gelände. Oft steht im steilen Gelände auf brüchigem Gestein mit Schneeüberzug, was das Stehen auch nicht wirklich erleichtert. Allerdings sieht man so mindestens nicht, worauf man steht. Am Ende des Grates wird das Gelände dann wieder flacher und man steigt über ein Schnee, bzw. Eisfeld gen Gipfelgrat der Weißkugel.

anfangs leichteres Gelände

anfangs leichteres Gelände

das Gelände steilt auf

das Gelände steilt auf

steiles und brüchiges Gelände

steiles und brüchiges Gelände

oben raus wieder flacher

oben raus wieder flacher

Am Ausstieg des Grates treffen wir dann auf einen zweiten Standplatz zum Abseilen. Wie das mit dem Abseilen funktionieren soll bei dem Gelände, können wir uns nicht ganz erklären und entschließen uns jetzt schon einstimmig für den späteren Abstieg über den Normalweg. Jetzt geht es aber erstmal über das Schneefeld in Richtung Gipfelgrat. Dieser wiederum führt uns direkt zum felsigen Gipfelaufbau der Weißkugel. Auch hier ist noch mal etwas Kletterei gefragt. Allerdings ist der Fels von weitaus besserer Qualität, als am Grat. So ist das Klettern hier richtig entspannt und einfach. Wir genießen die letzten Meter im Fels, bevor wir den Gipfel um kurz vor 13 Uhr erreichen. Die Aussicht vom Gipfel ist einzigartig und man sieht sowohl den Ostgrat in seiner vollen Pracht, als auch den innere Quellspitze Ostgrat im Hintergrund. Noch ein paar Gipfelfotos und eine Brotzeit und schon geht es wieder zurück. Die Zeit drängt, denn die Tage sind kurz und der Abstieg fordert noch mal alles.

Standplatz

Standplatz

Gipfelaufbau

Gipfelaufbau

Gipfelgrat

Gipfelgrat

Kletterei am Gipfelaufbau

Kletterei am Gipfelaufbau

ausgesetzt abklettern

ausgesetzt abklettern

Ostgrat vorne und innere Quellspitze Grat hinten

Ostgrat vorne und innere Quellspitze Grat hinten

Der Abstieg über das Hintereisjoch erweist sich als absolut richtige Entscheidung. Vom befürchteten Bergschrund ist nichts zu sehen und man kann einfach durch das Joch absteigen. Endlich normal laufen und eine zeitlang nicht im Fels klettern tut gut. Das Spuren strengt aber weiterhin an und wir merken langsam unsere schwindenden Kräfte. Zudem haben wir etwas zu wenig Wasser und Tee dabei, so dass der Durst groß ist. Nach dem Abstieg vom Hintereisjoch spuren wir weiter in Richtung innere Quellspitze Ostgrat.

Abstieg über Hintereisjoch

Abstieg über Hintereisjoch

Abstieg über Normalweg

Abstieg über Normalweg

Nun geht es wieder auf den Grat hinauf und auf dem gleichen Weg zurück Richtung Biwakplatz. Der Rückweg erfordert noch mal Konzentration und Trittsicherheit, auch wenn die Muskeln und der Kopf schon langsam müde sind.

beim Abstieg am innere Quellspitze Grat

beim Abstieg am innere Quellspitze Grat

Am Biwakplatz angekommen, bauen wir alles ab und packen unsere Rucksäcke. Während dessen läuft der Kocher, um uns noch mal mit Tee zu versorgen. Nach 8,5 Stunden ohne große Pause on Tour, beginnt nun der Abstieg ins Tal. Die Dunkelheit erreicht uns, als wir wieder auf dem Wanderweg sind. So kommen wir sicher aber ziemlich erschöpft ins Tal und fahren anschließend noch 4 Stunden nach hause.

Fazit: Die Weißkugel ist ein absoluter Paradeberg und über den Ostgrat eine sehr anspruchsvolle, schöne und lange Tour. Man sollte die Tour und vor allem den Grat auf keinen Fall unterschätzen und die nötige Ausdauer und Kletterfertigkeit mitbringen. Das Gelände ist sehr alpin, ausgesetzt und auch etwas brüchig. Es gibt keine gebohrten Haken, bis auf die paar Standplätze, von denen wir nur zwei gefunden haben. Ansonsten muss alles am Grat selber abgesichert oder frei geklettert werden.

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