von Arthur am 16. April, 2011

Besteigung Ortler über den Normalweg

Vom 23. – 25.07.2010 waren wir im Vinschgau unterwegs, um den schönsten Gipfel der Ostalpen zu besteigen, den Ortler. Er gilt auch über den Normalweg als anspruchsvoll und soll nur bei guten Verhältnissen bestiegen werden. Um so mehr waren wir verwundert, dass die Payerhütte restlos ausgebucht war, obwohl das Wetter nicht optimal angekündigt war. Wir stiegen noch am Freitag Abend bei ströhmendem Regen zur Tabaretta-Hütte auf, um dort die erste Nacht zu verbringen und am nächsten Tag zum aklimatiesieren und einlaufen den Tabaretta Klettersteig zu machen. Dies war sicherlich eine der besten Ideen. Der Tabaretta Klettersteig ist mit der Bewertung E auch nicht ganz so einfach, allerdings für ein paar erprobte Alpinkletterer auch bei leichtem Schneefall möglich. Der Regen hatte aufgehört und es kündigte sich besseres Wetter an. So wechselte das Wetter bei der Begehung von Sonnenschein zu Schneefall bis hin zu Nebel. An der schwierigsten Stelle (E) muss man auch ganz schön zulangen, da man nur an den Händen hängt und kaum etwas zu treten hat. Der Klettersteig ist aber wirklich empfehlenswert und zum „warm machen“ für den Ortler pefekt geeignet.

Zustieg Tabaretta-Klettersteig

Schlüsselstelle Tabaretta-Klettersteig

Ausstieg Tabaretta-Klettersteig

Nachdem wir dann im Nebel und Schnee ausgestiegen sind, suchten wir auch gleich die Payerhütte auf. Hier wollten wir gleich nachfragen, ob wir noch einen Platz bekommen würden und wie es das Glück so will, haben drei Personen kurz vorher abgesagt. Somit konnten wir unsere Ausrüstung von der Tabaretta-Hütte holen und uns im Lager der Payerhütte einquartieren. Bereits da fielen uns einige „Bergsteiger“ auf, die nicht ganz so aussahen. Wir machten uns aber keine weiteren Gedanken. Nach einem guten Abendessen begaben wir uns früh ins Bett, da der Wecker bereits um 4 Uhr schellen sollte. Mit zahlreichen anderen Aspiranten machten wir uns über das Frühstücken und liefen als fünfte oder sechste Seilschaft noch im Dunkeln los. Die Wegfindung ist in der Dunkelheit und mit Stirnlampe gar nicht so einfach. Besonders wenn man bedenkt, dass das es sich konstant um 1er oder 2er Gelände handelt. Man muss gut aufpassen und den richtigen Weg finden. Allerdings hinterlassen die zahlreichen Begehungen auch Spuren und der Weg ist ja ganz klar, immer dem Grat entlang. Nach einer gewissen Zeit kommt dann die Kletterpassage, die durch Ketten entschärft wurde. Mit Seil und richtiger Kletterei wäre es sicherlich noch spannender, aber so geht es schneller.

Kletterei mit Stirnlampe am Normalweg

Mit Ketten versicherte Kletterei

Nach einigen Höhen- und auch Gehmeter am Grat und einer etwas unangenehmen und vor allem ausgesetzen Kletterstelle im 3. Schwierigkeitsgrat (Haken vorhanden) erreicht man endlich den Gletscher. Hier geht es dann angeseilt weiter. Sofort merkt man die Dimensionen der Gletscherabbrüche und will sich gar nicht vorstellen was passiert, wenn das runter kommt. Also schnell weiter… Im unteren Teil handelt es sich um ein flaches Gletscherstück, was langsam ansteilt. Am Ende steht man dann vor einer Eiswand, die mit Frontalzackentechnik gut geklettert werden kann. Hier kann es bis zu 40° steil werden.

Gletscher

Nach diesem Steilaufschwung wird es erstmal flach, bevor es noch einmal steil aufgeht. Hier war bei uns allerdings genug Schnee in der Wand, so dass wir einfach hochlaufen konnten. Inzwischen haben wir fast alle Seilschaften überholt und ein gutes Tempo vorgelegt. Am Gletscherplatau zeigt dann der Ortler noch mal, was er hat und zwar einige Gletscherspalten. So bleibt der eine oder andere Spaltensprung nicht aus. Auch die Orientierung ist auf dem Plateau nicht ganz so einfach. Besonders wenn es nebelig ist, so wie bei uns.

Spaltensprung

Gipfelplateau kurz vor dem Gipfel. Der Nebel vezieht sich.

Nach ein paar Orientierungschwierigkeiten haben wir den Weg zum Gipfel gefunden. Kurz vorher klarte es komplett auf, was wir die letzten Tage kein einziges Mal gesehen haben, was für ein Glück. Auf dem Gipfel genießen wir dann eine atemberaubende Aussicht. Es ist zwar richtig kalt aber traumhaft. Wir sind bereits um ca. 9.00 Uhr als zweite Seilschaft auf dem Gipfel und machen uns, nach ein paar Bilder, gleich wieder auf den Rückweg.

Gipfelblick Ortler

Hier begegnen wir lange niemandem, bis dann weit unten zahlreiche Aspiranten auf dem Weg nach oben sind, wir waren also richtig schnell. Beim Abstieg haut es auch noch den Tom mit einem Bein in eine Gletscherspalte: „interessante Erfahrung“ war seine Aussage. Er ist aber nicht ganz versunken:-). Die Steilpassage im Eis überwinden wir über die Abseilstelle am Lombardibiwak. Einfach zum Biwak und dann nach der Biwakhütte links abzweigen bis zur Kette und den Haken zum Abseilen.

Abseilstelle Lombardi-Biwak

Anschließend gönnen wir uns noch einen letzen Blick zurück, bevor es dann über den Aufstiegsweg und den Grat wieder zurück geht. An der Payer-Hütte genehmigen wir uns dann noch einen Kaffee und Kuchen, bevor es dann ganz nach unten zum Auto und heim geht.

Blick zurück

Auf dem Grat begegnen wir dann noch der kleinen Gruppe „Bergsteiger“, die uns schon am Vorabend etwas komisch vorkamen. Die Frau kroch auf allen vieren über den Grat und weinte. Der Mann hatte Sie auch an den ganz einfachen Passagen immer am kurzen Seil und Schritt für Schritt stiegen sie nun wahrscheinlich schon seit Stunden wieder ab. Auch die anderen der Gruppe sahen eher verängstlicht und unsicher aus. Sicherlich die falsche Tour, um mit dem Hochtourengehen zu beginnen. Die Leute der Gruppe werden wahrscheinlich nie wieder eine Hochtour machen, was sicherlich sehr schade ist.

Fazit: Der Ortler über den Normalweg ist sicherlich eine der besten Hochtouren in den Ostalpen. Es ist aber auch eine sehr anspruchsvolle Tour und nur für gute Bergsteiger mit viel Erfahrung ein wahres Vergnügen. Der Grat muss im Dunkeln geklettert werden und auch die Schlüsselstellen sind aufgrund der Ausgesetztheit nicht zu unterschätzen, auch wenn nur 3+. Die Eiswand wird meistens frei geklettert, bis zu 40° steil. Auch der Anspruch an die Kondition ist nicht zu unterschätzen. Der Aufstieg ist mit 4 – 6 Stunden angegeben, was sicherlich realistisch ist. Man sollte aber nicht vergessen, dass man auch alles wieder abklettern muss und sich somit auch noch etwas Kraft für den Abstieg aufheben sollte.

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