von Arthur am 14. September, 2013

Weisshorn über den Ostgrat

Das Weisshorn ist der Diamant des Wallis und für jeden Bergsteiger ein absolutes Muss. Allerdings sind die Besteigungen, im Vergleich zum Nachbarn Matterhorn, eher selten. Alle Wege auf das Weisshorn sind anspruchsvoll, lang und die Verhältnisse nur selten im Jahr wirklich gut. Deshalb tritt man sich am Gipfel des Weisshorn auch nicht gegenseitig auf die Füße, auch wenn der Gipfel nur Tischgroß ist.

Das Weisshorn von der Weisshornhütte aus

Im August planen Tom und ich ein festes Wochenende inkl. Donnerstag und Freitag und hoffen, dass die Verhältnisse und das Wetter am Weisshorn dann passen. Zwei Freunde von uns entschließen sich kurzfristig auch mit zu kommen aber das bekanntere Matterhorn zu versuchen. So starten wir am Donnerstag in Richtung Schweiz, die Wetterprognose sieht vielversprechend aus. Allerdings hat es die letzten Tage 50cm Neuschnee gegeben, so dass wir die Verhältnisse nicht einschätzen können. Am Nachmittag in Randa angekommen, parken wir das Auto am Bahnhof und steigen Richtung Weisshornhütte auf. Unsere Freunde nehmen den Zug in Richtung Zermatt.

Anziehen, packen und los geht es!

Tom beim Aufstieg

Der Aufstieg zur Hütte ist steil und man kommt ganz schön ins Schwitzen. Mit 4,5 Stunden sind die 1500Hm angegeben. Nach ca. 3,5 Stunden sind wir auf der Hütte und ziemlich kaputt. Unsere Aklimatisierung lässt zu wünschen übrig und wir freuen uns auf etwas zu essen. Heute war die erste Seilschaft wieder seit Tagen auf dem Gipfel. Die zwei armen Kerle mussten kräftig spuren, da eine Menge Schnee oben liegt. Wir entschließen uns den morgigen Tag zum Aklimatisieren und zum Auskuntschaften des Zustiegs zu nutzen. Auch eine Seilschaft aus Holland ist mit uns auf der kleinen Weisshornhütte. Sie haben einen ähnlichen Plan, allerdings ist einem der beiden der Schuh kaputt gegangen. So entschließen wir uns den anderen in unsere Seilschaft zu lassen und die Tour zu dritt zu machen.

Am nächsten Morgen schlafen wir in Ruhe aus und erkundschaften den Zustieg bei Tageslicht. Bereits im hellen muss man schon einiges im Zustieg zum eigentlichen Ostgrat klettern, so dass es im Dunkeln sicherlich sehr spaßig wird. Somit ist es sehr angenehm den Weg vorher ein mal abzugehen und sich morgens nicht gleich zu verhauen. Nach der Rückkehr genießen wir noch eine gute Brotzeit und die Sonne auf der Terasse der Weisshornhütte. Ein wunderschöner Tag vergeht, obwohl das Weisshorn ab dem Namittag immer in Wolken gehüllt ist.

Beim Auskundschaften des Zustiegs

zurück auf der Weisshornhütte

Brotzeit auf der Hütte

Um 3 Uhr wird geweckt. Nach einem kurzen Frühstück gehen wir mit zwei weiteren Seilschaften um 3:30 Uhr los. Die Wegfindung ist einfach, wir wissen ja wo es lang geht. Wir folgen dem Weg von der Hütte in Richtung Fluhgletscher, zumindest dem, was davon übrig ist. Ein Seil brauchen wir nicht, die Querrung ist kurz und die Spalten gut sichtbar und frei. Nach dem Gletscher kommt die erst leichte Kletterei. Hier heißt es über plattiges Gelände in Richtung mittlerer Rippe der südostseitigen Steilflanke zu gelangen. Der Weg ist aber mit zahlreichen Steinmandln gut gekennzeichnet. Auf der Rippe angekommen, entscheiden wir uns den Weg durch den festen Schnee zu nehmen, wie auch am Vortag. Man kann aber auch den Steinmandln weiter folgen und rechts davon am Steingrat weiter in Richtung Ostgrat gehen. Am Ende des Schneefelds querren wir wieder auf den Grat. Ab hier geht dann auch die richtige Kletterei los. Mit Stirnlampe Klettern wir im 1er und 2er Gelände in Richtung Ostgrat. Immer wieder tauchen vereinzelt Steinmandl auf, allerdings verhauen wir uns auch zwei mal ganz leicht. Dann kommt die erste steile Stelle im oberen 2 Grad. Ein etwa 20m hoher Kamin muss erklettert werden, am Ausstieg ist ein großes Steinmandl zu sehen. Auch das läuft ziemlich gut und wir können die Stelle frei klettern. Das gute an der Dunkelheit ist, dass man die Tiefe nicht sieht.

Beim Zustieg zum Ostgrat

Nach ca. 3,5 Stunden kommen wir am Frühstücksplatz (3916m) an, ab hier beginnt der eigentliche Grat. Wir trinken was und ziehen die Steigeisen an. Ab jetzt ist der gesamte Grat mit Schnee und Eis durchsetzt. Die erste schwere Stelle kommt bereits kurz nach dem Frühstücksplatz. Ein senkrechte Platte durchzogen mit großen Rissen, etwas gestuft. Auf Meereshöhe und mit Kletterschuhen würde man da einfach hochhüpfen, mit 500m Luft unterm Hintern, Bergstiefeln, Schnee und Steigeisen schaut dies anders aus. Ich steige vor und sichere diese dreier Steller mit zwei Schlingen. Dann sehe ich auch einen Bohrhaken, der in dieser Ausgesetztheit ganz gut tut. Oben befindet sich ein Stand, an dem ich die anderen zwei nachsichere. Weiter gehts. der Grat fordert durchgehend die volle Konzentration. Weiter geht es am laufenden Seil, anders ist der Grat aufgrund der Länge nicht zu machen. Insgesamt muss man drei Steilstufen überklettern und den letzten Gendarm rechts umgehen. Aber auch diese Stelle ist steil und ausgesetzt, wie der gesamte Grat. Das Nervenkostüm muss hier passen und man sollte sich nicht unsicher fühlen. Nach dem letzten Gendarm folgt dann ein wirklich schmaler und ausgsetzer Firngrat. Hier passen keine zwei Füße nebeneinander und wir laufen nacheinander langsam, wie auf einer Slackline, darüber. Nach diesem Firngrat kommen wir endlich in etwas ebenes und nicht ausgesetztes Gelände. Wir entschließen uns hier eine kurze Paus zu machen, bevor es dann über die Steilflanke zum Gipfelaufbau geht. Über uns sehen wir die zwei anderen Seilschaften, die in Richtung Gipfel aufsteigen.

Morgenstimmung

Am Ostgrat

Unterwegs am Ostgrat

steile Kletterei am letzten Gendarm

der lange Firngrat

Mit ein wenig Tee und ein paar Müsliriegeln versorgt, steigen wir über die bis zu 45° Steile Firnflanke in Spitzkehren in Richtung Gipfelaufbau. Die Höhe macht sich hier besonders bemerkbar und wir schnaufen ziemlich. In der Mitte steilt der Hang am stärksten auf und es kommt Blankeis zum Vorschein. Wir steigen auf die Frontalzacken und klettern die wenigen Meter frontal nach oben. Dann geht es wieder aufrecht weiter, bis wir vor dem felsigen Gipfelaufbau stehen. Hier heißt es noch mal ricthig klettern, bevor wir um kurz vor elf am Gipfel des Weisshorns stehen. Der Gipfel ist kaum größer wie ein Küchentisch und wir stehen mit sieben Personen hier oben. Dennoch machen wir ein paar schöne Gipfelbilder und genießen den Ausblick auf die umliegenden Viertausender. Wobei genießen sicherlich das falsche Wort ist. Es ist ziemlich kalt und der Gedanke, „wie kommen wir hier wieder runter“, schwirrt durch meinen Kopf.

Firnflanke mit Gipfelaufbau

Gipfelaufbau

am Gipfel des Weisshorn

Nach 30 Minuten Aufenthalt machen wir uns als letzte Seilschaft wieder an den Abstieg. Das Abklettern fällt mir allerdings doch leichter, als gedacht. Auf der Firnflanke kommen wir schnell vorwärts, allerdings stollt der Schnee, aufgrund der jetzigen Sonneneinstrahlung, extrem. Einmal nicht aufgepasst und schon rutsche ich auf einer Eisplatte mit angestollten Steigeisen aus und gehen auf dem Hosenboden ab. Zum Glück kann ich und auch meine Seilpartner schnell reagieren, so dass ich sofort wieder zum stehen komme. Wenn man hier einmal ins Rutschen kommt, stoppt man erst wieder 1000m weiter unten. Wir steigen anschließend auf die Frontalzacken um und klettern das steile Stück ab. Am einzigen ebenen Stück angekommen, machen wir eine längere Pause. Es tut gut sich einfach in den Schnee zu setzen und die Sonne und die Aussicht ein wenig zu genießen. Schoki, Müsliriegel und Würstl werden ausgepackt und Tee getrunken.

Abstieg am Firnfeld

Dann geht es weiter, alles wieder genauso zurück, wie man hoch gekommen ist. Der Grat zieht sich und wir sind nicht gerade schnell unterwegs. In dem Gelände gilt aber Sicherheit vor Geschwindigkeit und wir lassen uns Zeit fürs Sichern. Gegen 15:00 Uhr kommen wir wieder am Frühstücksplatz an und legen die Steigeisen ab. Ab hier wird das Gelände wieder leichter und bei Tageslicht läßt sich alles auch gut abklettern. Wir sind inzwischen schon ziemlich kaputt und Vorsicht ist geboten. Die letzten Klettermeter zurück auf das untere Firnfeld muss man noch mal aufpassen, es ist matschig und rutschig. Der Schnee ist tagsüber geschmolzen und der Fels ist nass. Wir rutschen das Firnfeld ab, teils auf dem Hosenboden und sind froh endlich im sicheren Gelände unterwegs zu sein. Die letzten Meter über den Gletscher sind einfach und nach insgesamt fast 15 Stunden erreichen wir erschöpft aber glücklich die Weisshornhütte.

Abklettern am Grat

Gemeinsam trinken wir noch ein Bier, bevor der Marc am gleichen Tag noch ins Tal absteigt. Wir bleiben noch eine Nacht und erfahren am Abend, dass auch Michael und Sven den Gipfel vom Matterhorn erreicht haben. Was für ein geniales Wochenende, die zwei besten Gipfel im Wallis sind bezwungen.

Details Ostgrat Weisshorn:

Höhe: 4505m

Ostgrat: ein wunderschöner und auch der leichteste Anstieg auf das Weisshorn

Schwierigkeit: ZS, Allerdings ist die Tour sehr lang und ausgesetzt und man sollte wissen, was man tut. Der Schwierigkeitsgrad an sich beschreibt eigentlich nicht die Anforderungen an Ausdauer und mentale Stärke.

Weisshornhütte: Sehr netter Hüttenwirt. Ca. 30 Schlafplätze. Der Hüttenwirt freut sich, wenn man vorher reserviert. Sehr gutes Essen für so eine kleine Hütte und es gab immer Nachschlag.

Fazit: Eine Berg, der im Tourenbuch nicht fehlen darf.

Weisshorn mit Ostgrat

 

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