von Michael am 21. August, 2012

Zundernkopf Ostverschneidung VI-/A0 im Oberreintal – schöne Kletterei ohne Bohrhaken

So ein Feiertag unter der Woche ist schon wirklich gold wert und so haben wir uns am Dienstag Abend einmal wieder auf’s Radl geschwungen und sind ab ins Oberreintal um eine schon lange und immer wieder geplante, alte Klettertour zu „besichtigen“ – die Ostverschneidung am nördlichen Zundernkopf.

Ostverschneidung am Zundernkopf im Oberreintal

Ostverschneidung am Zundernkopf im Oberreintal

Zunächst ein paar Rahmeninfos zur Tour:
Laut DAV Gebietsführer wurde die Tour am 10.06.1973 von F. Parzefall, W. Grunenberg und G. Härter erstbegangen. Bewertet wurde die Kletterroute mit der Schwierigkeit VI-/A0. Diese Schwierigkeiten treten laut Führer in zwei Seillängen auf.

Schlüsselseillängen

Einmal im mittleren Teil der Wand und zwar in der Seillänge die in der Höhle startet. In unserem Topo ist dies die 9. Seillänge und diese Bewertung ist hier auch recht zutreffend. Ein technisches Klettern (mit A0) dieser Seillänge ist möglich, allerdings sollte man die alten rostigen Haken nur wirklich sehr behutsam belasten und nicht panisch daran reißen. Wir haben in dieses technisch zu kletternde Dach noch einen zusätzlichen Normalhaken geschlagen, womit somit 3 Normalhaken im Dach wären. Frei geklettert wird dieses Dach vermutlich eine Schwierigkeit im mittleren/oberen achten Grad haben.

Zum anderen muss laut Führer auch in der letzten, in unserem Topo der 12. Seillänge in der Schwierigkeit VI-/A0 geklettert werden. Diese letzte Seillänge sei angeblich mit zwei Holzkeilen abgesichert, wodurch ein technisches Klettern möglich sei. Naja…die Stellen an denen die Holzkeile gelegen haben könnten, haben wir auch gesehen, aber es waren eben keine Keile mehr vorhanden. Somit ist ein technisches Klettern im Sinne A0 bei dieser Seillänge nicht möglich. Wenn ich mich richtig erinnere sind in dieser Länge zwei geschlagene Normalhaken und im oberen, leicht überhängenden Bereich auch gute Möglichkeiten zum Legen von Keilen und Friends. Wir sind die Länge daher frei geklettert und aufgrund der Brüchigkeit des Gesteins würde ich hier mal ganz vorsichtig die Bewertung VI+ vorschlagen.

Klettertour

Nach dieser Vorstellung der Schlüsselstellen würde ich vielleich ganz kurz ein paar Worte zum Verlauf und Charakter der Tour verlieren. Zunächst einmal ist es mir wirklich unerklärlich weshalb die Tour so selten begangen wird. Das Gestein ist in vielen Seillängen wirklich gut bis teilweise sehr gut und es bieten sich wirklich häufig Gelegenheiten um mobile Sicherungsmittel anzubringen. Wer den VI.Grad daher sicher beherrscht und im Umgang mit Sicherungsmitteln einigermaßen firm ist, den kann ich die Tour eigentlich nur empfehlen.

Es handelt sich bei der Tour um wirklich schöne Verschneidungs- und Risskletterei in – wie es so schön heißt – „meist festem Fels“ Die Tour zieht sich über eine Wandhöhe von ca 400HM und die Kletterlänge ist mit 450HM angegeben. Als Zeitansatz ist abhängig von der Schnelligkeit beim Klettern und Standplatzbau ca 4-6 Stunden angegeben.

Um zum Einstieg der eigentlichen Klettertour zu kommen, muss man vom Wandfuss über den Vorbau bis leicht links vom Beginn der Verschneidung. Die Seillängen bzw. Stände im Vorbau sind in unserem Topo mit grünen Punkten markiert. Hier sind tatsächlich noch geklebte Stände vorhanden und insgesamt auch 2 Expressanker auf den 5 Seillängen. Die Schwierigkeiten hier bewegen sich aber vornehmlich im oberen 3 und 4. Schwierigkeitsgrad. Ein bißchen Gespür für die Routenfindung kann hier nicht schaden, wobei man sich eigentlich nicht wirklich verklettern kann, wenn man der logischen Linie folgt. Ist man am grünen Punkt unter der „890“ im Topo angekommen (auch hier ist ein Stand) hat man die Verschneidung direkt recht vor einem uns muss hier nur noch einsteigen.

SL 1-3
Ab hier startet dann die wirkliche Ostverschneidung deren ersten 3 Seillängen einfach nur gerade in der Verschneidung nach oben gehen, bis unter eine kleine gut sichtbar Höhle.  Hier sind an den Ständen meist 1 oder teilweise 2 alte rostige Normalhaken, die in jedem Fall n0ch mit mobilen Sicherungsmitteln zu verstärken sind. Auch in den Seillängen kommt hin und wieder ein Normalhaken, aber zu viel darf man hier nicht erwarten. Die Schwierigkeiten bewegen sich hier im IV. und V. Grad und die drei Seillängen sind insgesamt ca 100 Meter lang.

SL 4
Die nächste Seillänge ist die vorher bereits beschriebene erste Schlüsselseillänge VI- /A0 mit dem technisch zu kletternden Dach. Wir haben am Stand dieser Seillänge noch einen Normalhaken zur Verstärkung  geschlagen. Es befinden sich am Stand also links 2 Haken und rechts 1 Haken. Dann kommt das Dach und anschließend eine Linksquerung (IV) bis zum Beginn einer nach rechts hoch ziehenden Rampe. Dort ist der nächste Stand.

SL 5
Nun geht die Route über die Rampe wieder nach rechts zurück in die Verschneidung, bleibt dort einige Meter (ca 5-7 m) und quert dann wieder ca 2 Meter nach links in die Wand. An der Stelle wo man wieder aus der Verschneidung raus muss steckte schon ein alter Normalhaken und wir haben noch eine Aramid-Reepschnur als Sanduhr gefädelt. Die Querung in die Wand und auch die anschließenden 3-4 Meter sind mit V+ bewertet und uns irgendwie unangenehm in Erinnerung. Es stecken hier aber noch zwei Normalhaken in der Wand (sieht man von unten nicht 🙂 )

SL 6
Dann hält man sich leicht links bis unter die gelbe Schlusswand und nach rechts in die Verschneidung (II  ca 20m)

SL 7
Zunächst geht es durch eine brüchig anmutende aber irgendwie doch feste Verschneidung (~ VI-)  ca 10 Meter ohne große Sicherungsmöglichkeiten zum schon gut sichtbaren, leicht überhängenden Riss. Am Ende der Verschneidung kommt ein Bohrhaken, der den Geist doch etwas frei macht bevor man in den Riss einsteigt. Der Riss – hier insbesondere der linke Wandbereich – sieht hier sehr brüchig aus, aber einiges hält doch und es lassen sich im Riss – zusätzlich zu dem einen Normalhaken – auch gut Friends und auch Keile versenken. Dann muss man einfach dreimal ordentlich durchziehen und man steht in einer Schuttrinne…..man sucht sich hier im rechten Bereich einen Block und macht den letzten Stand.

Dann geht es über Schrofen ca 100 HM zum Gipfel im I. und II.Grad

Anschließend muss man nur noch den Trittspuren durch die Schuttrinnen in Richtung Westen folgen oder man klettert über den Nordgrat ab. Der Abstieg bis zur Oberreintalhütte dauert auch noch einmal ca 1 – 1,5h.

Nichts desto trotz würde ich mich wirklich sehr freuen, wenn die ein oder andere Seilschaft diese Tour einmal öfter gehen würde. Es ist halt eine klassische Linie und so wurde eben früher geklettert.

Folgendes Material würde ich euch für die Tour empfehlen:

 

Also auf gehts!

Grüße
Michael

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