von Artur am 01. Februar, 2014

Produkttest des Fifty:Fifty von AustriAlpin

By Volker

Der Auto Lock-Karabiner Fifty:Fifty von AustriAlpin ist „keine halbe Sache“, so steht es in unserem Blogeintrag zu dieser Messeneuheit vom 12. Juli 2013. Seit September ist dieser innovative Karabiner im Handel erhältlich. Nun ging es darum, diese österreichische Schmiedekunst von allen Seiten zu beleuchten und in der Praxis zu testen. Mein Fazit vorweg, tolle Technik, aber bei einigen Sicherungsgeräten gefährlich und deshalb nur beschränkt einsetzbar.

Der Hersteller:

Der Hersteller bzw. die Vertriebsgesellschaft AustriAlpin GmbH ist ein Zusammenschluss lokaler Handwerksbetriebe mit Sitz im Stubaital. Die AustriAlpin GmbH hat sich seit ihrer Gründung vor 20 Jahren einen guten Ruf in der Bergsport- und Gleitschirmszene erarbeitet.

Der Fifty:Fifty ist die neuste Entwicklung aus dem Hause AustriAlpin und paart solide Handwerkskunst mit guter Ingenieursleistung.

Die Funktionsweise und das Handling:

Ich gebe zu, dass ich anfangs sehr skeptisch bezüglich der Umsetzung dieses Konzeptes war. Schraubenfedern und Kunststoffteile flößen mir bei einem Karabiner einfach kein Vertrauen ein…

Als ich den Karabiner zum Testen bekommen habe, waren diese Kritikpunkte schnell ausgeräumt. Die zwei komplett eingefahrenen und unbelasteten Zugfedern (3) sind so ausgelegt, dass sie den Stahlschnapper (1) formschlüssig im Verschluss des Karabiners halten. Dass die Federn im geschlossenen Zustand des Karabiners nachgeben und der Schnapper sich von alleine öffnet, ist ohne äußere Einwirkungen (aus meiner Sicht) ausgeschlossen. Auch bei dem gewaltsamen Versuch den Karabiner durch Druck auf den Stahlschnapper zu öffnen, geschah nichts.

Nur durch das Dehnen des Federmechanismus rechtwinklig zur Federachse öffnet sich die jeweils gegenüberliegende Schnapperseite (siehe Bild 2). Funktionsweise und Handling des Mechanismus ist hervorragend. Also die Frage:

 

Wie bewährt sich der Fifty:Fifty in der Praxis?:

Bild 2: zweiseitiger Öffnungsmechanismus des Fifty:Fifty

 

Tabelle: Die technischen Daten des Fifty:Fifty

 

Der Praxistest:

Laut Hersteller ist der Fifty:Fifty gedacht für den Einsatz als Sicherungskarabiner für die meisten gängigen Sicherungsgeräte. Das wahrscheinlich gängigste Sicherungsgerät ist der Tuber. Folglich holte ich einige meiner diversen Tuber hervor. Mir viel auf, dass der Sicherungsbogen (siehe Bild 3) der Tuber länger war als der Raum A zwischen Karabinerrand und Federmechanismus (siehe Bild 1).

Bild 3: Diverse Tuber mit gemessener Länge B des Sicherungsbogens

Dieses Missverhältnis zwischen A und B hat zur Folge:

  • dass der Sicherungsbogen durch Anschlagen auf dem Federpaket verhindert, dass die Position für die optimale Bremsfunktion erreicht wird.

Bild 4: Darstellung der Position des Karabiners für optimale Bremswirkung

 

  • dass der Sicherungsbogen des Tubers immer wieder an der Feder schleift (die Bewegung des Sicherungsbogen ist im Bild 5 dargestellt) und so zu verstärktem Verschleiß führt.

Bild 5: Schleifbewegung des Sicherungsbogens

  •  Im Praxisversuch stellte sich zusätzlich eine viel gravierendere Folge dieses Missverhältnisses heraus: Der Sicherungsbogen kann den Öffnungsmechanismus des Fifty:Fifty betätigen, indem der Sicherungsbogen des Tubers den Federmechanismus herunterdrückt (siehe Bild 6)!!!! So etwas darf nicht passieren! Im schlimmsten Fall kann es auf diese Weise zum Öffnen des Schnappers und dadurch zur Verringerung der Bruchlast des Karabiners (Reduzierung der Bruchlast von 26 kN auf 8 kN) und zum Karabinerbruch kommen.

Bild 6: Sicherungsbogen des Tubers öffnet den Karabiner

Zusätzlich zu den sicherheitsrelevanten Mängeln stellte sich bezüglich des Handlings mit den Tubern heraus, dass sich der Draht der Sicherungsbögen immer wieder in der Nase des Schnappers verhakte. (Dies ist aber im Vergleich ein untergeordnetes Problem).

Das Fazit:

Das Positive vorweg: die Einhandbedienung funktioniert hervorragend, erzwingt aber das eine oder andere Mal ein Mitdenken. Durch die mittige Teilung des Karabiners durch den Federmechanismus kann sich dieser im eingehängten Zustand nicht drehen.

Allein der Verschleiß durch das Schleifen des Tuber-Sicherungsbogens über das Federpaket und die mögliche Reduzierung der Bremswirkung aufgrund einer nicht optimalen Positionierung des Karabiners zum Tuber, wäre für mich schon ein ausreichender Grund, diesen Karabiner nicht zur Tubersicherung zu verwenden. Doch das Öffnen des Karabiners beim Sichern ist alarmierend. Welche Auswirkungen diese Karabinerbauart auf die Verwendung von Sicherungsgeräten wie das Clickup von Climbing Technology hätte, will ich mir gar nicht ausmalen…

Mein Fazit dieses Testes ist daher leider eindeutig. Ich halte den Fifty:Fifty für eine halbe Sache. Für Sicherungsgräte wie Eddy, Grigri, Cinch und Achter ist er durchaus empfehlenswert, das Handling ist gut, die Verarbeitung tadellos. Ob diese Eigenschaften den Preis von ca. 22 € rechtfertigen, bleibt jedem selbst überlassen.

Aber ACHTUNG, für alle anderen Sicherungsgeräte gilt: Dieser Karabiner ist nur für denjenigen geeignet, der sich mit Funktion seines Sicherungsgerätes auskennt und jeglichen negativen Einfluss auf das Sichern ausschließen kann!

Grundlegend rate ich allen, die mit einem Tuber sichern, vom Fifty:Fifty ab!!!

 

 

 

Die Alpinsport-Basis freut sich auf deinen Kommentar